März 2015


Der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (WBA) hält die derzeitigen Haltungsbedingungen eines Großteils der Nutztiere für nicht zukunftsfähig und hat Leitlinien und Empfehlungen für eine gesellschaftlich akzeptierte Nutztierhaltung entwickelt:


 

(1)    Zugang aller Nutztiere zu verschiedenen Klimazonen, vorzugsweise Außenklima,
(2)    Angebot unterschiedlicher Funktionsbereiche mit verschiedenen Bodenbelägen,
(3)    Angebot von Einrichtungen, Stoffen und Reizen zur artgemäßen Beschäftigung, 

        Nahrungsaufnahme und Körperpflege,
(4)    Angebot von ausreichend Platz,
(5)    Verzicht auf Amputationen (z.B.: Schwänze kupieren, Schnäbel kürzen etc.)
(6)    routinemäßige betriebliche Eigenkontrollen anhand tierbezogener Tierwohlindikatoren,
(7)    deutlich reduzierter Arzneimitteleinsatz,
(8)    verbesserter Bildungs-, Kenntnis- und Motivationsstand der im Tierbereich arbeitenden Personen und
(9)    eine stärkere Berücksichtigung funktionaler Merkmale in der Zucht.

Die Umsetzung dieser Leitlinien würde nach Berechnungen der Wissenschaftler zu einer Erhöhung der Verbraucherpreise von lediglich etwa 3 bis 6 % führen !

 

Eine Zusammenfassung des Gutachtens finden Sie hier, das vollständige Gutachten hier


Zu diesem Thema hier eine Podiumsdiskussion:

ZEITFORUM WISSENSCHAFT 24.3.2015:  Welche Landwirtschaft wollen wir? 

Das diskutierten der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer, die Agrarökonomin Hiltrud Nieberg, der Landwirt und Bundestags- abgeordnete Kees de Vries und Mathias von Mirbach vom Verein Solidarische Landwirtschaft am 24. März auf Einladung der ZEIT, der ZEIT-Stiftung und des Deutschlandfunks sowie der Berlin- Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften auf dem ZEIT-Forum der Wissenschaft.
Den Audio-Mitschnitt der Veranstaltung können Sie hier auf Soundcloud hören

10-Punkte-Plan zur Bekämpfung resistenter Erreger

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hat einen 10-Punkte-Plan zur Vermeidung behandlungsassoziierter Infektionen und Antibiotika-Resistenzen vorgelegt.


1. Ausbreitung multiresistenter Erreger verhindern
2. Hygienestandards in allen Einrichtungen weiter ausbauen
3. Bessere Informationen zur Hygienequalität in Krankenhäusern
4. Meldepflichten zur Früherkennung resistenter Erreger verschärfen
5. Verpflichtende Fortbildung des medizinischen Personals
6. Versorgungsforschung zur Vermeidung nosokomialer Infektionen verbessern
7. "One-Health"-Gedanken stärken: Aktualisierung der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie
8. Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika ermöglichen (Pharmadialog)
9. Deutsche globale Gesundheitspolitik zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen nutzen
10. Antibiotika-Resistenzen durch Kooperation der G7 bekämpfen

Weitere Einzelheiten finden Sie hier 


 

Dazu hier ein lesenswerter Kommentar aus "Zahnärzte für Niedersachsen" vom 2.4.2015:

Politik entdeckt MRSA & Co.: 10-Punkte-wünsch-dir-was-Programm aus dem BMG


Die ZEIT schreibt  in einem Kommentar von Karsten Polke-Majewski am 23.3.2015:

Zögert nicht, es geht um Menschenleben
Viele Ideen aus dem Aktionsplan von Minister Gröhe sind überfällig. Umso mehr erschreckt, wie zaghaft das Problem angepackt wird.   ( Gesamter Text hier )

Der Kritik der ZEIT können wir uns nur anschließen !  Um so wichtiger, dass sich die Agrarminister der Bundesländer auf ihrer Frühjahrs-Agrarministerkonferenz in Bad Homburg am 18.3.2015 einstimmig dafür ausgesprochen haben, dass wesentliche Reserveantibiotika dem Einsatz beim Menschen vorbehalten werdenDen gesamten Beschluss der Agrarminister finden Sie hier.

Warnung der EU-Behörden für Lebensmittelsicherheit (Efsa) und Krankheitsprävention (ECDC) in ihrem Bericht zu Antibiotikaresistenzen bei Bakterien


Dazu schreibt die TAZ am 26.2.2015: 

Die am weitesten verbreiteten Krankheitserreger aus Lebensmitteln, Campylobacter und Salmonellen, sind bereits in sehr hohem Maße unempfindlich gegen Antibiotika. Davor warnen die EU-Behörden für Lebensmittelsicherheit (Efsa) und Krankheitsprävention (ECDC) in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Bericht zu Antibiotikaresistenzen bei Bakterien, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Jährlich sterben in Europa 25.000 Menschen wegen Krankheitserregern, welche sich nicht mit den Medikamenten bekämpfen lassen.
Beide Behörden stehen nicht gerade im Ruf, Panik zu verbreiten. Umso ernster wirkt da, dass die ECDC die hohe Resistenz der Bakterienart Campylobacter gegenüber der Antibiotika- Gruppe Fluorchinolone als „besorgniserregend“ einstuft. In mehreren europäischen Staaten konnte demnach das wichtige Medikament Ciprofloxacin rund 55 Prozent der 2013 untersuchten, bei Menschen genommenen Bakterien-Isolate vom Typ Campylobacter jejuni nichts anhaben. Bei Campylobacter coli waren sogar zwei Drittel resistent.
Ausdrücklich weisen die EU-Behörden darauf hin, dass die Resistenzquoten in Masthähnchen genauso hoch waren – und ein Großteil der Infektionen von Menschen „auf den Umgang, die Zubereitung und den Verzehr von Hähnchenfleisch zurückzuführen ist“.
Das ist ein Hinweis darauf, dass auch die konventionelle Landwirtschaft für Antibiotikaresistenzen verantwortlich ist. Immerhin verbraucht die Tierhaltung etwa in Deutschland mehr als doppelt so viele Antibiotika wie die Humanmedizin.
Besonders Salmonellen zeigten sich dem Bericht zufolge gleich gegen mindestens drei Antibiotikaklassen unempfindlich, waren also „multiresistent“. Das trifft zum Beispiel auf 32 Prozent der Isolate aus Menschen und 73 Prozent der aus Puten zu.
Auch der Antibiotikaeinsatz bei Menschen fördert Resistenzen. „Sie werden oft unnötigerweise verschrieben bei Virusinfektionen, gegen die sie keine Wirkung haben“, erklärt die ECDC. Meist würden Ärzte auch nicht ermitteln, welchen Keim sie bekämpfen
wollen, und stattdessen mit Breitbandantibiotika auch für die Krankheit nicht verantwortliche Bakterien töten. So können sich Resistenzen schneller entwickeln und verbreiten.
 

Die zugehörige Pressemeldung ( in englischer Sprache) der EFSA und ECDC finden Sie hier und den gesamten Bericht hier.

Die Ärzteinitiative trauert um Michael Hettwer, Sprecher des Landesnetzwerkes Niedersachsen, der am 4. März 2015 verstorben ist. Wir haben ihm für die Entstehung und Förderung unserer Initiative viel zu verdanken und werden in seinem Sinne weiterarbeiten ! Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.

Landesnetzwerk Niedersachsen 

ARZT KÄMPFT GEGEN MULTIRESISTENTE KEIME Kann ein Hühnerstall wirklich krank machen ?
Der Antibiotika-Einsatz in der Tiermedizin ist stark gestiegen. Niemand weiß, wie gefährlich Keime aus dem Tierstall sind ? Dr. Gerd-Ludwig Meyer will es jetzt herausfinden – in Eigeninitiative, mit hohem finanziellem Einsatz und vor allem: unkonventionellen Methoden, Nordwestzeitung, 6.3.2015

 

Protest gegen Schweinemaststall in Dibbersen, Radio Bremen, Buten&Binnen, 1.3.2015